Über Moschwitz

Unternehmen wir gemeinsam eine Zeitreise und stellen wir uns vor wie es vor vielen, vielen Jahren hier in Moschwitz und Umgebung ausgesehen hat.

Seit etwa 300 v. Chr. bewohnten wahrscheinlich Hermanduren unsere Gegend, die später mit den Warnen und Angeln zum Stamm der Thüringer verschmolzen. Auf diese frühgermanische Besiedlung weißen Orts- und Flurnamen hin, z.B. der Flussnamen Elster = Alastra = fließen.

Als das Thüringenreich 531 von den Franken zerstört worden war überfluteten vom Osten her die Slawen bis zur Saale das Land. Die Elstergegend wurde nicht sehr dicht von den Slawen besiedelt, eine der ersten Ansiedlungen mit war wohl das Gebiet der heutigen Stadt Greiz. Aus der sorbischen Siedlungsperiode gibt es wenig gesicherte Funde, von besonderer Wichtigkeit war die alte Spornburg in Aubachtal die aber leider nicht mehr erhalten ist.
Der Namen Greiz (Grouz) ist slawischer Ursprung und bedeutet soviel wie umhegter, befestigter Platz.

Kommen wir in unserer Zeitreise wieder auf Moschwitz zurück, der heutige Gosterberg ist nicht geteert, es gibt nur Bäume, Sträucher und Wälder. Warum sich die Slawen gerade hier niedergelassen haben, man weiß es nicht. Zu Beginn ihres Eindringens setzten sich die Sorben naturgemäß zuerst auf den ehemals von Germanen angebauten Landstrichen nieder.
Sie kamen dicht an Wasserläufen in Familienverbänden in Fluss- oder Bachtälern hergezogen. Fanden sie eine passende Stelle zum Wohnen gruben sie ein Wasserloch für sich und das Vieh, stellten ihre Wohnwagen wie eine Wagenburg darum und ließen nur einen schmalen Zugang frei, diesen schützten sie durch einen Dornverhau, außerhalb dessen sie den Wald durch Feuer rodeten. Die abgebrannten Stellen wurden Wiesen für ihr Vieh. Mit einem leichten Astpflug ritzten sie den Boden und legten Getreidesamen hinein. Bei ihnen gab es keinen Eigenbesitz, das eroberte Land wurde vom Familienältesten nach Notdurft an die einzelnen Familien verteilt und diese Verteilung wurde immer wieder von neuem vorgenommen so das niemand ein Stück Land als besonderes Eigentum hatte. Mit einer Sense (Kosa) oder meistens einer Sichel (Serp) schnitten sie das Getreide und droschen die Körner mit einem Dreschflegel (Zep) aus. Scheunen kannte man noch nicht, das Getreide wurde im Felde auf Pfählen getrocknet, in den Wohnungen im Winter gedörrt und gedroschen und bis zum Gebrauch im Boden vergraben, von den Frauen zwischen 2 Steinen gemahlen und als Mehl verbacken. Auch Butter und Käse bereiteten die Frauen zu.
Aus den Wagenburgen scheint sich der Rundling, die bekannte „Hufeisenform“ der Dorfanlage, die auch in vielen umliegenden Dörfern noch zu erkennen ist, entwickelt zu haben. Die Hausgiebel und Hoftore stehen dicht gedrängt um den Dorfplatz, auf dem das Vieh leicht zusammengetrieben und bewacht werden konnte. Der Platz hatte einen engen Eingang bzw. Ausgang der schnell und sicher zu versperren und leicht zu bewachen war.

Die Sorben lebten in kleinen Familienverbänden von 9 bis 13 Gehöften, wurde die Zahl überschritten gründeten sie eine neue Siedlung. Die zu bewirtschafteten Äcker wurden geteilt, die Wiesen und Wälder werden weiter gemeinsam genutzt.

Wenn wir dieses Wissen nun auf Moschwitz anwenden erkennt man die Gosterstraße als erste Siedlung. Hier ließ sich der Mos mit seiner Familie nieder, sie stellten ihre Wagen auf und gründeten Moschwitz, ein Sippendorf. Das -itz am Ende weißt auf eine frühe slawische Siedlung hin und man kann es mit „Leute, Sippe des Mos“ übersetzen.

Als seine Sippe zu groß wurde teilten sie sich, wie es bei den Slawen ja üblich war, und ein Teil der Familie gründete den Ort Buckau. „Buk“ ist das slawische Wort für Buche und die Silbe -au weißt auf eine spätere slawische Siedlung hin. Moschwitz und Buckau waren über viele Jahre 2 getrennte Ortschaften die erst Anfang des 20. JH zusammengelegt wurden. Auch die am Rande von Moschwitz gelegenen Streusiedlungen Lindners- und Mühlenhäuser und die auf Caselwitzer Flur liegenden Krellenhäuser könnten so entstanden sein.
Der Namen „Mühlenhäuser“ stammt ebenfalls aus dem slawischen. „Myla“ bedeutet in etwa „alter wendischer Anbau“. Der Begriff Wenden ist eine veraltete Bezeichnung für Slawen. Eine Mühle stand nie an diesem Ort obwohl viele darauf schwören.
Und bevor ich es vergesse, Gosterstraße heißt nicht Geisterstraße sondern „Gost“ ist ebenfalls slawisch und man kann es mit „die Straße zum Walde hin“ übersetzen.

Um 1170 setzt die deutsche Kolonisation des Vogtlandes ein und die ursprünglich slawische Bevölkerung vermischt sich mit den deutschen Siedlern, die Eigenständigkeit des slawischen Volksstammes geht allmählich verloren. Die ursprünglich vorherrschende Zweisprachigkeit, besonders im 12. bis 14. Jahrhundert geht verloren (1348 wird Slawisch als Gerichtssprache abgeschafft). Im Prozess dieser Assimilation vermischten sich die slawischen Elemente mit den deutschen, so dass ab etwa Mitte des 12. Jahrhunderts kaum noch eine Unterscheidung in slawisch oder deutsch möglich ist; ab Mitte des 14 Jahrhunderts verlieren die Slawen ihre Eigenständigkeit und Selbstständigkeit vollkommen.

Zur Sicherung seiner Herrschaft in den östlichen Reichswaldgebiet setzt Friedrich I. Barbarossa unter anderem auch Erkenbert von Weida als Vogt ein, den er aus der Ministerialität Herzog Heinrich des Löwen übernommen hat. 1152 – 1155 werden in Weida die Burg und die Kirche erbaut, Kloster Mildenfurth wird im Jahr 1193 vom Vogt Heinrich II. , dem Enkel von Erkenbert von Weida, gegründet und er war es auch der festlegte das alle Vögte Heinrich heißen sollen, zu Ehren Heinrich des Löwen, was die ganze Sache mit den Heinrichen nicht gerade leichter macht.

Heinrich II. hatte 3 Söhne. Heinrich der III. erhält Weida, Heinrich der IV. Gera und Heinrich V. erhält Greiz. Das obere Schloß wird erbaut, also erst mal ein Wohnturm, bis es so aussah wie heute dauerte es viele Jahre, es wurde oft an- und umgebaut, dann brannte es auch öfters, 1510 wurde das ganze Schloß durch einen Blitzeinschlag vernichtet und wieder aufgebaut, aber das ist ein Thema für sich.

1209 wird Groytz erstmals urkundlich erwähnt, 1225 sind Burg und Kirche schriftlich nachweisbar.

Im Gefolge der Vögte von Weida befanden sich Bauern und Handwerker aus Thüringen, Franken und Sachsen. Viele Edle aus sorbischen Geschlecht fügten sich der neuen Herrschaft, wurden Lehnsleute und blieben im Besitz ihrer Güter. Andere Güter wurden als Kronland eingezogen und die Heinriche setzen deutsche Ritter und Heermänner ein um ihr Gebiet unter Kontrolle zu halten und ihren Anspruch darauf sicher zu stellen.

Das Moschwitzer Rittergut wird nun erstmals am 25. August 1444 in einem Lehnbrief Heinrich der Älteren als „Zugehörung“ zum Rittergut Dölau genannt.
Irrtümlicherweise wird immer wieder der 29. Mai 1279 in Aufzeichnungen als Datum der Ersterwähnung ins Spiel gebracht. Dies hat Friedrich Beck in einem Artikel im Heimatkalender 2012 der Stadt Greiz klar widerlegt und festgestellt das dieses Datum für den Ort Oschwitz in der Nähe von Arzberg in Bayern zutreffend ist.

Zur Zeit der Ersterwähnung von Moschwitz sollen im Dorf neben dem Rittergut sechs Bauern die Flächen des Dorfes bewirtschaftet haben. Das Rittergut hatte viele Besitzer die es mehr oder weniger verstanden dieses zu bewirtschaften, es wechselte oft seine Besitzer. Eine der letzten Besitzer war Frau von Watzdorf, die es mit viel Geschick führte. Sie stirbt kinderlos und vererbt ihr Hab und Gut am 02. November 1765 an ihren Neffen, den kurfürstlich-sächsischen Kammerjunker August von Kötterritz. Dieser nimmt auf sein Erbe mehrere Darlehn auf. Diese starke Belastungen haben wahrscheinlich dazu geführt das am 29. Juli 1773 das Rittergut an 21 seiner Untertanen für 12000 Rtl. Kaufgeld und 100 Dukaten Schlüsselgeld verkauft wird, wobei die Untertanen an Zahlungsstatt zugleich die Schulden übernehmen. Durch diesen Kauf konnten die ansässigen Bauern ihre Grundstücke wesentlich vergrößern. Am 14. September 1773 werden den Moschwitzer Gerichtsuntertanen all ihre Frondienste und sonstige Leistungen auf das Rittergut verkauft.

Aus der Liberationsurkunde von Johann Gottlieb Heydrich geht hervor das er sich aber erst am 15.11.1876 für 1158,69 Mark von der Lehnpflicht beim Fürsten für sich und seine Nachkommen freikaufte. (Rente = Pachtzins)

1566 gab es in Moschwitz 16 Häuser; 1609 waren es 31; 1811 stieg die Zahl auf 58 mit 375 Einwohnern; 1885 wurden 69 Häuser mit 447 Einwohnern gezählt und 1900 berichtet man von 597 Personen im Ort, 1918 waren es 534. Ab dieser Zeit war die Einwohnerzahl wieder rückläufig. Heute haben wir 317 Einwohner.

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